Sonntag, 19. März 2017
Hauptspeise: Einsamkeit und Apfelkuchen
Regentropfen fielen auf den dunklen Asphalt. So wie Regentropfen es nun einmal tun, wenn sie auf nichts Anderes fallen können, als Asphalt, um sich dort zu Pfützen zu sammeln oder in den Rinnstein zu fließen um im nächsten Gulli ihr Ende zu finden. Es war insgesamt ein sehr grauer Tag. Sie Wolkendecke war an einigen Stellen fast schwarz und der Regen wollte nicht aufhören zu fallen.
Doch genau durch dieses Grau musste David hindurch. Er war zum Essen verabredet und ausgerechnet jetzt musste es regnen, als stände die Sintflut bevor. Aber David wusste nicht, wie nahe die Sintflut in Wirklichkeit war und so ging er weiter seinen Weg durch die endlose Zahl der Tropfen.
In einem Café an einer Straßenecke sollte Julia auf David warten, bei einer Tasse Chai und einem Stück Apfelkuchen. Bis dahin hatte David aber noch einen langen Weg vor sich, einen langen Weg durch viele Regentropfen.
Er hatte überlegt einen Schirm mitzunehmen, aber als David das Haus verlassen hatte, waren es nur wenige Tropfen, die vom Himmel fielen. Zu Davids Stimmung passten die fallenden Tropfen jedoch sehr gut, denn es fühlte sich in ihm an, wie ein starker Regen, der aus seiner Seele durch sein Herz bis in seine Füße fiel.
David hatte Julia lange nicht gesehen und eigentlich war er froh darüber, sie wiederzusehen, aber er wusste nicht, wie er das plötzliche Treffen zu verstehen hatte. Und ob sie überhaupt da sein würde wusste David auch nicht. Julia war eine katzengleiche, schöne Frau, mit der David eine lange und wundervolle Zeit verbracht hatte. Höher geflogen war er noch nie mit jemandem, nie war er so euphorisch wie mit Julia.
Eines Morgens wachte David auf und wollte seinen Arm um Julia legen. Doch da, wo Julia liegen sollte, lag keine Julia, sondern nur eine gefaltete Decke und ein aufgeschütteltes Kissen. Im Rest der Wohnung fehlte jede Spur von ihr, selbst ihre Kleidung war verschwunden. Als David versucht hatte, Julia anzurufen, bekam er nur eine Ansage, die Nummer sei nicht vergeben. Von jetzt auf gleich gab es in Davids Leben keine Julia mehr.
Was David nicht verstehen konnte war, was Julia plötzlich von ihm wollte. Warum sie sich nach all der Zeit meldete und ob er erfahren würde, warum sie abgehauen ist.
Autofahrer drängten sich auf den Straßen zusammen fuhren dicht an dicht mit vollgeregneten Scheiben, fuhren dich am Bürgersteig vorbei und durch Pfützen hindurch. Durch Pfützen, neben denen David lief und das Wasser, welches von den Reifen aufgewühlt und durch die Luft geschleudert wurde, abbekam.
Sie kam also immer näher, die besagte Sintflut. Und immer näher kam David dem Café, in welches Julia ihn gerufen hatte. Das Café, in welchem er Julia zwar erwartete, aber nicht sicher sein konnte, ob sie schlussendlich auch dort sein würde.
Vielleicht hätte David die Nachricht ignorieren, vielleicht hätte er absagen sollen, um zu verhindern, dass er enttäuscht würde oder um zu testen, ob sie es wirklich ernst meinte. Doch er war einfach zur Tür hinausgegangen und war nun so nass wie ein Pudel, den man in den Atlantik geworfen hatte.
Als die Kanalisation der Stadt nicht mehr fähig war, die Wassermassen aufzunehmen und sich auf den Bürgersteigen Sturzbäche bildeten, erreichte David endlich sein Ziel. Besagtes Café war ihm nur zu gut bekannt, denn hier hatte er einige Stunden mit Julia verbracht. Oft waren sie hergekommen, hatten Apfelkuchen gegessen und gelacht, während sie verliebte Blicke durch den Raum und zu einander warfen.
Nun sollte Julia wieder hier sein. Sie hatte ihn an den Tisch gerufen, an dem die beiden sonst immer gesessen hatten.
Er strich sich den Regen aus dem Gesicht und sah sich um. Dort wo Julia sitzen sollte, saß keine Julia. Wie auch keine Julia im Bett gelegen hatte, wo eine Julia hätte liegen sollen. Auf dem Tisch stand nur eine Tasse Chai und ein Teller mit einem Stück Apfelkuchen. Daneben ein Brief, adressiert an David.

Hey David,
es ist lange her dass wir uns gesehen haben, und noch länger dass wir miteinander gesprochen haben. Das hätte ich gerne heute getan. Doch es hat sich falsch angefühlt, an unserem alten Tisch zu sitzen. Es tut mir leid dass ich dich wieder alleine gelassen habe. Eines Tages werden wir uns sehen. Lass dir den Kuchen schmecken, ich weiß, dass du ihn magst.
In Liebe, Julia.
David wusste nicht, was er denken sollte. Umsonst war er durch den Strom wütenden Regens gelaufen, hatte sich von Autos bespritzen lassen, in der Hoffnung, endlich Antworten zu bekommen. Doch Fehlanzeige. Keine Julia, keine Antworten. Nur eine Tasse Chai und ein Stück Apfelkuchen.
Und so aß David, während draußen das Wasser stieg und die Tür des Cafés verschloss.



Samstag, 30. April 2016
Bitte schießen Sie mir in den Kopf
Bitte schießen Sie mir in den Kopf.
Ziehen Sie einfach Ihre Waffe. So schwer ist es nicht. Ich habe das schon oft gemacht, und jetzt möchte ich dass Sie mir in den Kopf schießen. Sie müssen nur zum Laden den Schlitten zurückziehen, entsichern, die Waffe auf meinen Kopf richten und abdrücken.
Aus dem Lauf wird eine Kugel mit einem Durchmesser von neun Millimetern schießen und sich in mein Gehirn bohren. Dort wird sie stecken bleiben oder mit einem Teil dieses lebenswichtigen Organs wieder aus meinem Schädel heraustreten.
Sie fragen sich, warum ich es nicht selbst tue? Ich kann Ihnen versichern, es hat nichts mit einer christlichen Moral zu tun. Im Gegenteil, ich sehe den Freitod als legitimes Mittel sich von den weltlichen Ketten und Lasten zu befreien, und ich habe Respekt vor jedem der diesen Schritt schafft. Doch habe ich einfach keine Möglichkeit gefunden, mir selbst das Leben zu nehmen. Natürlich gibt es da viele, doch finde ich, muss der Weg ins Jenseits zu einem selbst passen. Und ich bin eben der Meinung, aufhängen, das Durchtrennen der Pulsadern oder der Sturz in den Tod von einer Brücke, vor ein Auto oder einen Zug, tut dies eben nicht.
Sie mögen mich für verrückt halten, doch ich versichere Ihnen, ich habe nie klarer gesehen als jetzt. Und ich bitte Sie noch einmal,
schießen Sie mir in den Kopf.



Dienstag, 1. Dezember 2015
Der Duft von Sex und Kokos
Einmal kurz die Bettdecke an der Nase. Kokos.
Alles erinnert mich an dich.
Kokos.
Kräuteröl.
Sex.
Es ist das Kokosduschgel aus dem Badezimmer, das Kräuteröl, mit dem ich dich massiert habe, und na ja, der Sex eben.
Ich bin immer wieder beeindruckt, wie schnell Gerüche Erinnerungen in den Kopf schießen lassen. Wie der Tritt auf einen Schalter, der eine Salve Kugeln auslöst.
Und nun sitze ich am Tisch. Der Sturm peitscht Regen und Hagel an die Fenster und zerrt an den Wänden. Und die Erinnerungen zerren an mir.
Es ist wie der Stoß vom Sprungbrett. Das letzte Bisschen, das gefehlt hat, um loszulassen.
Ich blicke auf den Tisch. Eine Flasche Jack Daniels. Ein Glas. Tabletten. Eine Packung Aspirin, eine Packung Schmerztabletten.
Yeah. Alkohol und Schmerzmittel. Das wird Hiroshima für meine Leber. Und für Nagasaki sorgt das Aspirin.
Ich greife nach dem Glas, und kippe die Tabletten in meinen Mund, schraube die Flasche Jack Daniels auf und spüle den ganzen Mist hinunter.
Es war nicht anders zu erwarten, aber es schmeckt zum kotzen. Und genau das verkneife ich mir. Ich will das Gift behalten, und nicht loswerden.
Ich denke wieder an Kokos. Es wird noch ein wenig dauern bis der Cocktail anschlägt, warum also nicht unter die Dusche springen. Ein letztes Mal Wasser und Kokosduschgel auf der Haut spüren. Ein letztes Mal die Wärme spüren, welche ich in deinen Armen erfahren habe.
Ich stehe also auf, schmeiße meine Klamotten einfach irgendwo ins Badezimmer. Ich werde sie so oder so nicht wegräumen.
Dusche an.
Ich spüre das warme Wasser über meinen Körper fließen.
In meinem Magen wird es nun mehr als warm. Und ich spüre wie sich ein Netz aus Schmerzen durch meinen Körper zieht. Die Umgebung fängt an sich zu drehen. Der Alkohol. Mein Blut muss vom Aspirin so dünn sein, dass ich wahrscheinlich beim Kotzen verbluten würde. Oder der Alkohol reißt mich zu Boden, und beendet es damit.
Ich kann die Wärme des Wassers nicht mehr von meiner inneren Wärme unterscheiden.
Die Welt verschwimmt.
Und verstummt.
Das Letzte, was ich wahrnehme, ist Kokos.



Mittwoch, 23. September 2015
Schwarz wie die Nacht
Schwarz wie die Nacht. Seine Haare, seine Augen, und das Wasser in dem er jetzt trieb. Sein Gesicht unter der Oberfläche, seine Arme und Beine weit von sich gestreckt.
Alice stand auf der Brücke und sah zu ihm hinunter. Das war's. Er war tot, und sie am Ende.


Auf dem Schulhof ging er an ihr vorbei. Schon oft hatte sie ihn gesehen, oft an ihn gedacht. Doch Alice wusste weder, wie er hieß, noch wo er wohnte. Sie kannte nur seine schwarzen Klamotten, die hohen Stiefel und seine langen schwarzen Haare. Diese schwarzen Haare, die so dunkel und glatt waren, dass es aussah, als würde sich dort irgendeine seltsame Flüssigkeit auf seinem Kopf befinden. Eine schwarze, fremdartige Substanz, die alles verschlingen würde, was in sie eindrang.
Sie wollte unbedingt ihre Hände in diese Haare grabe, während er in sie eindrang. Aber sie wusste nicht, wie es dazu kommen sollte. Ansprechen wollte sie ihn nicht. Dafür war sie zu schüchtern. Sie stand einfach bei ihren Freundinnen auf dem Schulhof, rauchte, und sah ihm nach, wenn sie ihn sah.

Umso unwirklicher wirkte es, als sie dann wieder auf dem Schulhof stand, und er ihr einen Zettel in die Hand drückte. Sie stand da, rauchte, und sah ihn um die Ecke biegen. Sie versuchte ihn anzusehen, ohne dabei zu starren.
Da kreuzten sich ihre Blicke. Er zog ebenfalls an einer Zigarette. Als er merkte, dass sie ihn ansah, ging er auf sie zu. Ein paar Meter vor ihr griff er in seine Tasche, holte einen Zettel heraus und drückte ihn Alice mit einem Zwinkern in die Hand.
Alice war wie versteinert. Rauch stieg aus ihrem halboffenen Mund. Doch er ging einfach schweigend weiter.
„Wer war das denn“ fragte Sophie.
„Ich habe keine Ahnung.“ murmelte Alice.
Sie konnte ihren Herzschlag hören. Jeder Schlag wirkte lauter als der Vorherige. War das gerade wirklich passiert?
„Ich geh mal eben auf's Klo.“ sagte Alice und ging.
Sie nahm die erstbeste Kabine, ging hinein und schloss ab. Sie kramte den Zettel heraus, faltete ihn auf und starrte auf die Wörter.

Meld dich bei mir

Es war nicht einfach nur gekritzelt, nein, wirklich schön und liebevoll geschrieben. Dahinter stand seine Handynummer, aber kein Name.
Alice kniff sich in den Arm.
War das wirklich passiert?
Sie kniff fester zu. Der Schmerz war da, doch es wirkte immer noch unwirklich.
„Au!“
Sie ließ ihren Arm los. Sie hatte so fest zugekniffen, dass sie blutete. Gut, am träumen war sie schon einmal nicht.
Alice steckte den Zettel wieder in die Tasche, hob ihren Rucksack auf und ging zum Unterricht.
Jetzt hatte sie seine Nummer, aber wie er hieß, wusste sie immer noch nicht.
Im Unterricht kritzelte sie die meiste Zeit in ihrem Block herum.
Zuhause angekommen, saß Alice auf ihrem Bett und hielt ihr Handy in beiden Händen. Seine Nummer hatte sie schon im Bus eingespeichert.
Was sollte sie ihm nur schreiben?
„Hey, hier ist Alice, das Mädel dem du heute deine Nummer gegeben hast. Ich sollte mich melden? LG“
Senden.
Kaum war die Nachricht verschickt, wünschte sie sich, sie hätte es nicht getan. Nun war es zu spät.
Am liebsten hätte sie sich irgendwo eingegraben.
Da vibrierte ihr Handy auch schon. Eine Nachricht von ihm. Wie gebannt starrte Alice auf den Bildschirm, ohne die Nachricht zu öffnen. Solange, bis der Bildschirmschoner wieder anging, und das Handy wieder zu einem schwarzen Klumpen Plastik wurde.
Jetzt reiß dich zusammen Alice. Es ist nur eine verdammte Nachricht.
Sie drückte auf ihr Handy, entriegelte es und las:
„Hey Alice. Kommt vielleicht etwas überraschend, aber hättest du Lust übermorgen mit mir was essen zu gehen? LG, Jack“
Jack also.
Und er wollte mit ihr etwas essen gehen. Sie ließ sich nach hinten fallen und starrte an die Decke. Wieder kniff sie sich in den Arm, in die selbe Stelle wie in der Kabine. Schnell spürte sie wieder Blut an ihren Fingern.
Es war immer noch kein Traum. Verdammt, was passierte hier gerade?
Alice, reiß dich endlich zusammen.
„Klar, gerne. Wo und wann denn?“
Sie versuchte, nicht euphorisch zu wirken, aber auch nicht zu distanziert.
Ihr Handy vibrierte wieder. Alice wurde wieder nervös. Aber diesmal las sie die Nachricht sofort.
„Nach der Schule direkt, im Indian Palace wenn dir das recht ist. Die haben wirklich gutes Essen. Sag mir einfach Bescheid.“
Jetzt brauchte sie nur noch eine Ausrede für ihre Eltern, warum sie nicht direkt nach der Schule nach Hause kommen würde. Am Besten würde sie ihnen einfach sagen, sie würde mit Sophie lernen und wüsste auch nicht, wie lange es dauern würde.
„Klingt super. Bis morgen in der Schule. GN8“
Handy lautlos, Wecker an, schlafen.
Der nächste Tag verlief ziemlich unspektakulär. Sie sah Jack ein paar Mal auf dem Schulhof, aber das war es auch.
Keine neuen Nachrichten von ihm. Egal, morgen würden sie zusammen essen gehen.
Ihre Eltern waren damit einverstanden, dass sie zu Sophie ging, auch wenn sie ja gar nicht zu Sophie ging.
Als Alice am nächsten Tag aus der Schule kam, sah sie Jack schon an einer Laterne stehen und sich eine Zigarette drehen.
„Wollen wir los?“ fragte er, und steckte dabei die Zigarette an.
„Klar, ich muss nur noch eben an der Bank vorbei.“
„Quatsch, ich lad' dich ein.“
Wow. Das auch noch. Jack schien ja wirklich ein Traummann zu sein.
Da saßen sie dann im Indian Palace. Das Essen kam direkt mit ihren Getränken. Und Jack hatte recht, es war wirklich gut.
Das war also ihr erstes Date. Und es sollten noch einige Folgen. Und es blieb nicht bei ein paar Dates, Alice und Jack wurden ein Paar. Ein glückliches, zuckersüßes, Kettenkarussell fahrendes Paar. Sie fahren so verliebt, dass die Schmetterlinge in ihrem Bauch schon aus ihren Ohren hinaus flogen.
Ja, um Himmels Willen, sie waren verliebt.
Doch noch immer zog Jack einen dunklen Schleier hinter sich her. Alice fragte nicht danach, sondern hoffte, Jack würde es ihr von sich aus erzählen. So war es nicht. Jedenfalls nicht ganz.

Es war ein schöner, warmer Abend, und die Beiden kamen gerade aus dem Kino. Es war ein wirklich gelungener Abend gewesen, und Alice freute sich, mit und neben Jack zu schlafen.
Als sie über die große Brücke gingen, war es bereits dunkel. Mitten auf der Brücke blieb Jack stehen.
„Alice, ich wollte nicht mehr, als einmal glücklich sein. Und du hast mir das Glück gezeigt.“
Es ließ ihre Hand los, und sprang die Brücke hinunter.
Alice sah hinunter.
Schwarz wie die Nacht.



Mittwoch, 2. September 2015
Smoking Bubblegum
Schon so oft hatte Alex sie gesehen. Immer mit einer anderen Haarfarbe. Immer aus der Entfernung. Nie war er in ihre Nähe gekommen, geschweige denn, er hätte sie angesprochen.
Er registrierte sie, und dabei blieb es dann auch.
Sie hatte diesen Gesichtsausdruck. Dieser Ausdruck, als hätte sie das Leben zerkaut, geschluckt, und wieder ausgespuckt, nochmal auf sie getreten und noch einmal kräftig auf sie drauf gespuckt. Dieser Ausdruck, der auf eine seltsam schöne Art sagt, „Ich bin fertig mit der Welt. Ich bin fertig mit der Welt.“, dieser Ausdruck, der einfach nur vermittelt, dass diese Person einfach ausgelutscht ist.
Oder anders, diese Menschen sahen einfach aus, als hätte sie jemand ohne Gleitgel, aber mit viel, sehr viel Anlauf und Stacheldraht um den Schwanz in den Arsch gefickt. Und das nicht nur einmal.
Alex wusste nicht was ihm an diesen Menschen gefiel, aber sie gefielen ihm. Vielleicht, weil er es liebte, Menschen zu Objekten zu machen. Und wenn diese sowieso schon aussahen, als wären sie kräftig in den Arsch gefickt worden, dann konnte man dies auch umsetzen.

Diesen einen morgen war es dann soweit. Er stieg in den Bus ein, wie jeden morgen. Wieder sah er sie. Wieder mit einer anderen Haarfarbe.
Doch diesen morgen setzte sich Alex neben sie. Es war nicht sein Ziel gewesen, aber es war gerade nicht viel frei, und neben irgendwelchen halbstarken Heranwachsende wollte er nicht sitzen. Verständlich.
Also setzte er sich neben sie. Sie beachtete ihn nicht wirklich. Er sie auch nicht. Alex vertiefte sich in sein Buch, und tippte nur ab und an auf sein Smartphone, um die Songs zu überspringen, die er nicht hören wollte.
Doch er konnte sie nicht ignorieren.
Denn dieses fertig aussehende Mädchen stank erbärmlich. Sie stank nach kaltem Rauch, und etwas, dass so roch wie Kaugummi. Oder viel eher, wie dieses widerliche Kaugummieis. Ein kranker, chemischer Geruch, chemischer als es jedes Kaugummi hätte sein können.
Immer wieder stach ihm dieser Gestank in die Nase.
„Kein Wunder, dass die Kleine so kaputt aussieht.“ dachte Alex. „Wenn ich diesen Scheiß jeden Tag riechen müsste, würde mir auch die Freude am Leben vergehen.“
Doch jetzt saß er neben ihr, und bis er ausstieg, würde es auch so bleiben.


Ein paar Tage später sah Alex sie an der Bushaltestelle. Er war gerade auf dem Weg nach Hause, und ging an ihr vorbei. Wieder dieser Gestank. Gegen Rauch hatte er nichts, aber dieser ekelhafte Kaugummigeruch, der ging ihm tierisch auf die Eier.
Er hatte zwar nichts mit ihr am Hut, aber jetzt reichte es ihm. Zweimal diesen Gestank in der Nase, das war zu viel.
Zuhause angekommen holte Alex eine Kette aus dem Keller. Einfach nur eine einfache, schwere Kette, mit einem Karabiner daran. Er ging wieder aus dem Haus, ging wieder zu der Bushaltestelle.
Sie stand noch da.
Alex nahm die Kette in beide Hände, ging auf sie zu und legte ihr die Kette blitzschnell um den Hals.
Klack.
Der Karabiner war zu, die Kette eng genug um ihren Hals.
Doch etwas war seltsam.
Sie sah zwar erschrocken aus, aber sie gab keinen Laut von sich.
Egal, umso besser.
Alex drehte sich um, und zog an der Kette. Die Kleine fiel fast auf die Schnauze, konnte sich aber noch fangen. Alex ging stumm weiter und zerrte sie hinter sich her. Mit jedem Schritt stolperte sie. Es sah aus, als würde sie versuchen die Kette zu fangen, und dabei jedes Mal ins Nichts greifen und stolpern.
Alex nahm sie einfach mit. Er wollte sie. Er wollte sie in seinen Keller stecken und ficken. Und er wollte, dass sie diesen widerlichen Gestank loswurde.
Zum Glück war es ja nicht weit bis zu ihm.
Er riss die Tür auf, zerrte sie hindurch und schlug die Türe wieder zu.
Mit einer Hand packte er sie an den Haaren, mit der anderen hielt er weiter die Kette, und schob sie in Richtung Kellertür. Die Tür wurde durch einen Tritt geöffnet, und das Mädchen einfach hinein geschubst. Sie taumelte die Treppe hinunter, und landete auf dem Rücken, denn noch immer hatte sie die Kette um den Hals.
Alex schloss die Tür und ging ebenfalls hinunter. Der Keller war groß, und er brachte sie in den hintersten Raum. Er nahm ihr die Kette ab, und warf sie auf eine alte Matratze. Das Mädchen stellte er an einen Stuhl. Ihren Oberkörper lehnte er auf die Rückenlehne, so dass sich ihm ihr Arsch entgegen streckte. Die Kleidung schnitt er ihr einfach vom Körper. Da stand sie nackt, ohne einen Laut von sich zu geben. Sie schien wirklich so fertig zu sein, wie ihr Gesicht es sagte.
Alex riss sich die Hose herunter und holte seinen Schwanz raus. Er steckte ihn ihr solange abwechselnd in den Arsch und in ihre Fotze, bis er kam. Er spürte jedes Mal, wenn er in ihren Arsch eindrang, wie es ihr wehtat. Er spürte wie sie sich verkrampfte, und ihr Arsch seinen Schwanz in die Mangel nahm.
Man war das geil!
Doch noch immer war dieser widerliche Gestank an ihr. Alex wusste, es würde nichts bringen sie einfach zu waschen. Er zog seine Hose wieder an, ging aus dem Raum, und kam mit einem Rasiermesser und einem Bunsenbrenner wieder. Er nahm die Kette von der Matratze, und fesselte damit ihre Hände und Füße an den Stuhl.
Dann entzündete er den Bunsenbrenner, und brachte die Klinge zum glühen. Er setzte an, und schnitt ihr das erste Stück Haut vom Rücken. Endlich schrie sie. Und wie sie schrie.
Blut spritzte nicht viel, denn die Klinge war heiß genug, die Wunde direkt zu verschließen.
Er schnitt weiter. Immer und immer wieder. Sie schrie so laut sie konnte. Dann wurde sie still. Still und schlaff. Sie hatte das Bewusstsein verloren und war zusammen gesackt. Ihr Rücken war mittlerweile komplett frei.
Doch Alex schnitt weiter.



Montag, 24. August 2015
Wolkenbruch
Ein Blick in den Himmel, und plötzlich ändert sich alles. Die Augen schweifen über die graue Wolkendecke, an grauen Mauern vorbei. Es ist drückend, schwer, entmutigend.
Doch dann taucht er auf. Ein gewaltiger Spalt in der Wolkendecke, hell erleuchtet. Unglaubliche Berge kommen zum Vorschein, mächtig, Ehrfurcht erregend.
Es wirkt wie das Licht der Hoffnung, die Tür, um aus dem Grau und der Schwere zu entkommen. Wie ein Spalt in eine andere Welt.
Es bleibt nichts anderes übrig als zu staunen.
Glück durchströmt meinen Körper beim Anblick der mächtigen weißen Berge. Beim Anblick des leuchtenden Spalts.
Es ist beeindruckend, welch mächtige Formen dort am Himmel entstehen.
Das Licht dringt durch den Spalt, auf die Erde, mein Gesicht, direkt in mein Herz. Alles wird warm und vertraut.
Und es ist nicht nur die Wärme und das Licht. Es die die wohlige Nähe die ich spüren durfte, die nun wieder zu mir kommt. Das Gefühl von Geborgenheit, die wundervolle Vertrautheit.



Sonntag, 19. Juli 2015
Eine Hure ist eine Hure ist eine Hure
Da lag er einfach am Boden. Blut und Hirnmasse hinter ihm an der Wand, Knochensplitter auf dem Fußboden. Und auf meinen gottverdammten Schuhen! Gut, daran war ich wohl selbst schuld. Doch wie kam es soweit, fragst du dich sicher. Ich will es dir erzählen.
Es fing vor einer ganzen Weile an. Ich wollte Sex, und so hab ich mich auf so einer albernen Partnerbörse angemeldet. Ein paar Fotos oben ohne und im knappen Höschen, fertig. Die Mails von Kerlen, die mir alle erzählten dass ich noch nie einen solchen Schwanz wie ihren gehabt hätte. Klar, jeder von euch ist der Meisterstecher schlechthin. Wenn das so wäre, wäre keiner von euch hier.
Doch ein Typ hatte es tatsächlich geschafft, mein Interesse zu wecken. Vielleicht weil er mir nicht direkt seinen Schwanz durch den Bildschirm ins Gesicht hielt. Nein, dieser Typ schien auf etwas mehr aus zu sein, als einfach nur jemanden zu ficken. Na, warum nicht. Die letzte Beziehung die ich hatte war nun auch schon etwas her, und dazu hätte ich ein wenig mehr Sex haben können.
Und so saßen wir dann irgendwann zusammen an einem Tisch, beim nächst besten Chinesen den wir fanden.
Er war fast eineinhalb Köpfe größer als ich, hatte schulterlange Haare, die farblich irgendwo zwischen hellbraun und straßenköterblond lagen. Und er hieß auch nicht Frodo_hat_den_Ring87, sondern Sebastian.
Sebastian sah echt gut aus. Er hatte Humor, war echt nett, und Jungfrau. Ja, Sebastian war Jungfrau. Ich musste mich echt zusammenreißen, nicht laut „WAS?“ zu rufen. Ich wollte zwar eigentlich nur Sex, aber als er dann vor mir saß, hätte ich auch nichts dagegen gehabt, wenn es ein wenig mehr geworden wäre.
Nun ja, wir saßen am Tisch, bestellten unsere Getränke, ein wenig später unser Essen. Für mich gebratenen Reis mit Gemüse und Süß-Sauer-Sauce, für Sebastian gebratene Nudeln mit Garnelen. Und es dauerte eine ganze Weile bis das Zeug kam.
Aber wir hatten ja uns, und seine Geschichten über Konzerte, Tonstudios fesselten mich wirklich. Sebastian war Gitarrist und Sänger in einer Punk Rock-Band, und stand mindestens einmal im Monat in irgendeinem kleinen Club auf der Bühne. Es wurde mir immer unbegreiflicher, wieso dieser Kerl immer noch Jungfrau war.
Dann kam unser Essen, und es wurde ruhig. Gefräßige Stille.
Nach dem Essen hatten wir nicht mehr viel Zeit. Ich musste noch zu einer Vorlesung, er in den Proberaum. Und dahin wollte er mich auch einmal mitnehmen.
Abschiedsküsschen auf die Wange, gute Nacht.

Die nächsten Tage in der Uni waren schrecklich. Er hatte es geschafft sich in meinem Kopf zu brennen, und wie ein kleines pubertäres Mädchen kritzelte ich Herzchen mit seinem Namen drin in meine Unterlagen. Genau das wollte ich nicht. Doch leider Gottes war es jetzt so, und dagegen machen konnte ich sowieso nichts.
Dann kam das zweite Date. Wie er schon meinte, sollte ich mit in den Proberaum. Es sah dort sogar größtenteils so aus, wie ich es mir vorgestellt hatte. Viele leere Bierflaschen, eine alte Couch, volle Aschenbecher.
Als der Drummer mich sah, nahm er Sebastian kurz zur Seite, und besprach irgendwas mit ihm. Wahrscheinlich hatte Sebastian nicht gesagt, dass er mich mitnimmt.
Sebastian gab mir ein Bier in die Hand, und schnappte sich dann seine Gitarre.
Zwar wie die Musik nicht unbedingt mein Geschmack, aber die Jungs waren ziemlich gut. Fast drei Stunden saß ich da, sah und hörte ihnen zu. Doch es kam mir nicht so lange vor. Es fiel mir auch nur auf, weil meine beste Freundin mir schrieb und fragte, warum ich noch nicht an der Uni sei. Verdammt, die Vorlesung.
„Kein Problem, Daniel hat sein Auto da und nichts getrunken, der kann dich zur Uni bringen.“ meinte Sebastian.
Daniel war der Bassist. Er war einverstanden, packte seinen Bass ein und fuhr mich zur Uni. Sebastian und ich machten ein weiteres Treffen ab.
Gerade als ich aus Daniels Auto aussteigen wollte, meinte dieser ruhig zu mir „Pass auf, wenn du dich mit Sebastian einlässt. Er hat eine seltsame Art mit Frauen.“.
Eine komische Art mit Frauen? Er hatte also doch etwas mit Frauen, aber keinen Sex? Oder hatte er mich belogen, um mich zu ködern?
Ich fragte nicht weiter nach, verabschiedete mich von Daniel und ging in die Uni. Gerade noch rechtzeitig. Doch dieser eine Satz von Daniel ging mir nicht aus dem Kopf. Eine seltsame Art mit Frauen.
Ich nahm mir fest vor, Sebastian bei unserem nächsten Treffen darauf anzusprechen. Jetzt wollte ich mich erst einmal auf die Uni konzentrieren.

Dann rief mich Sebastian an, und meinte, er wolle mich sehen. Er klang erregt, was mich irgendwie wunderte, aber nach Daniels Aussage auch skeptisch machte. Doch ich setzte mich in den Bus zu ihm. Ich wollte einfach wissen, was hinter Sebastian steckte.
Ich kam an dem Haus an, in dem er wohnte. An seiner Klingel hing ein mit Tesafilm angeklebter Briefumschlag. Darauf stand „Für Alex“. Ich nahm den Umschlag ab, öffnete ihn, und fand seinen Haustürschlüssel darin. Ich wusste zwar nicht in welchem Stock er wohnte, aber ich war mir sicher, an den Türen im Treppenhaus würden auch noch einmal Schilder sein. So war es auch, bis auf seine Tür. Na ja, auch ein Ausschlussverfahren.
Ich schloss auf, und öffnete vorsichtig die Tür.
„Komm rein Alex.“ hörte ich seine Stimme.
Gut, er war da. Aber ich hörte noch etwas anderes.
Ich ging durch die Wohnung, folgte den Geräuschen, und kam so in sein Schlafzimmer. Er lag auf seinem Bett und schaute in seinen Fernseher. Nackt.
„Du willst doch sicher ficken, Alex.“ meinte er, als er mich bemerkte. Sebastian stand auf und führte mich zum Bett.
„Doch ich ficke nicht. Aber du kannst dich trotzdem ausziehen.“
Ich wusste nicht ganz, was ich davon halten sollte, doch irgendwie hatte er mich neugierig gemacht, und so zog ich mich aus.
Sebastian packte mich und warf mich auf das Bett. Dann holte er Seile unter dem Bett hervor. Er band meine Hände und Füße am Bettrahmen fest, so dass ich in den Fernseher schauen konnte.
Verdammt, was hatte der Kerl vor.
Dann ging er zum Fernseher, und legte eine DVD ein. Auf dem Bildschirm erschien eine nackte Frau, die ebenfalls gefesselt war. Doch der Raum in dem sie war, war kein Schlafzimmer. Und sie lag auf dem Rücken, ich auf dem Bauch. Lange Zeit passierte gar nicht auf dem Bildschirm. Doch in Sebastians Schlafzimmer. Er fing plötzlich an, zwischen meinen Beinen herum zuspielen. Und wie er spielte. Seine Finger waren besser als jeder Schwanz den ich jemals hatte, ich war feucht wie nie zuvor. Ich stöhnte und schrie auf, doch Sebastian blieb ruhig.

Dann passierte auch etwas auf dem Bildschirm. In den Raum, in dem die Frau lag, kam ein Mann mit einem Strick in der Hand. Und an diesem Strick führte er ein Pferd.
Da stockte mir der Atem. Er Mann mit dem Strick, schnappte packte sich den Schwanz des Pferdes, und schaffte es, ihn der gefesselten Frau einzuführen. Sie schrie, denn was ihr da eingeführt wurde war viel zu groß. Doch der Gaul hatte festgestellt, dass es sich gut anfühlte und fing an zu drücken.
Ich wollte Sebastian fragen was das sollte, denn erregt war ich nun nicht mehr. Doch da hatte er die Fesseln an meinen Beinen auch schon gelöst, meine Beine weit gespreizt und meine Füße wieder festgebunden.
Dann musste ich schreien. Und wie ich schrie. Sebastian war nur kurz vom Bett verschwunden, und dann bekam ich von ihm etwas zwischen die Beine gerammt. Es war ein riesiger schwarzer Dildo. Zwar konnte ich es nicht genau sehen, doch ich nahm an, dass er annähernd die Größe des Pferdeschwanzes hatte.
Dann hörte ich, wie Sebastian es sich selbst machte. Er stand über mir, schaute abwechselnd mich und den Fernseher an, und hatte seinen Schwanz in der Hand. Ich war so fassungslos, dass ich nicht einmal schreien konnte.
Auf dem Bildschirm tauchte nun auch der Mann wieder auf. Er hatte einen neuen Strick, den er der Frau um den Hals band und ziemlich eng zusammenzog.
Verdammt, was war mir da nur passiert.
Dann zog der Typ im Video den Pferdeschwanz aus der Frau, zog das Pferd ein wenig am Strick und steckte der Frau den Schwanz in den Mund. Man konnte sehen, dass das Pferd gerade zum Höhepunkt kam. Die Augen der Frau wurden größer, sie zitterte, während der Mann an dem Strick um ihren Hals zog. Dann traten ihr die Augen ein Stück aus den Augen, und das Zittern hörte auf. Sie war an dem Strick und dem Pferdesperma erstickt.
Und genau in dem Moment spürte ich, wie sich Sebastians Sperma warm auf meinem Rücken und meinem Arsch verteilte. Dann brach er zusammen und lag auf mir, und seinem Sperma.
„Man war das geil.“ hörte ich ihn sagen.
Geil? So etwas? Niemals! Ich war so geschockt von dem, was auf dem Fernseher geschah, dass ich den Dildo zwischen meinen Beinen ausgeblendet hatte. Erst als er auf mich fiel, kam es mir wieder ins Bewusstsein. Nach ein paar Minuten stand er auf und band mich los. Ich sprang auf und zog mich so schnell wie möglich auf. Ich sprintete zur Haustür, und hörte ihn noch rufen „Beim nächsten Mal darfst du dich ruhig ein wenig mehr wehren.“.
Bestimmt nicht! Das wird es nicht noch einmal geben. Nie mehr sollte es so etwas geben.

Ich rannte zu meiner besten Freundin, die glücklicher Weise in Sebastians Nähe wohnte.
Ich hetzte die Stufe zu ihrer Wohnung hinauf und hämmerte an ihre Tür.
Die Tür ging auf und da stand Caroline.
„Schätzchen, was ist denn mit dir?“
„Erzähl ich dir später.“
Ich rannte in ihre Wohnung und in ihr Schlafzimmer. An die oberste Schublade ihres Nachttisches wollte ich. Ich öffnete sie und fand, was ich wollte. Carolines netten kleinen Revolver. Ich nahm ihn heraus und hetzte wieder durch die Wohnung.
„Ich bin gleich wieder da.“ rief ich ihr im Vorbeigehen zu.
Den Schlüssel von Sebastian hatte ich noch in der Tasche, und so stand ich wieder in seiner Wohnung.
„Süße, du bist ja schon wieder da. Ich brauch noch einen Moment, dann können wir wieder.“
„Halt die Schnauze!“ schrie ich, und es halte noch durch das Treppenhaus.
Ich ging in sein Schlafzimmer, und er saß nackt auf dem Bett. Ich ging langsam auf ihn zu.
„Was ist denn Alex?“
„So etwas tust du nicht noch einmal.“
Mit diesem Satz packte ich ihn an den Haaren und steckte ihm den Revolver in den Mund.
„Fahr zur Hölle.“
Dann drücke ich ab.

„Ich hätte nur beim Ficken bleiben sollen.“ sagte ich zu Caroline, als ich wieder bei ihr saß, und wir im Wohnzimmer Tee tranken.
„Einfach nur ficken.“



Mittwoch, 1. Juli 2015
Feuer und Flamme, Zucker und Tod
Kennt ihr Hagen? Nein?
Nicht schlimm. Denn ich erzähle euch die Geschichte von Hagen.
Hagen wohnte zusammen mit seinen drei Katzen, Putin, Chip und Chap, einer Vogelspinne und jeder Menge Kakerlaken zusammen im ersten Stock eines Mehrfamilienhauses. Eigentlich wohnt Hagen gar nicht da, er kommt meist nur um die Katzen zu füttern, und die Sauereien zu entfernen, die sie ständig hinterlassen.
So war es auch diesmal. Hagen kam zur Tür hinein, und siehe da, Putin hat mal wieder in die Ecke hinter dem Sofa gekotzt, Chip und Chap haben sein Bett zum Katzenklo umfunktioniert. Immer das Selbe. Also erst einmal Futter herausholen, damit die drei Biester nicht durch ihre eigenen Hinterlassenschaften rennen.
Hagen passte es gar nicht. Er musste noch Klamotten aus der Reinigung holen, einkaufen und sich fertig machen.
Jetzt stand er in der Küche, kramte drei Schüsseln aus dem Schrank, zog einen großen Sack Trockenfutter unter der Spüle hervor und füllte die Schüsseln. Das Zeug stank wie drei Wochen alter Fisch, aber seine Katzen liebten es.
Und genau die waren es, die jetzt wie aufgeregte kleine Kinder um seine Beine wuselten.
Schnell mit den Schüsseln raus aus der Küche, den Katzen vor die Nase und ab ins Bad. Er hatte im Schrank extra eine Dose mit Granulat, welches Flüssigkeit aufsaugt. Das Zeug, das oft im Kindergarten benutzt wird, wenn eins von den Kindern irgendwohin gekotzt hat.
Also, drauf damit auf die Katzenkotze und -pisse, und selbst was zu essen machen, solang das Granulat seine Arbeit macht.
Da waren immer noch die Sachen, die aus der Reinigung geholt werden mussten, und nur darauf warteten wieder in Hagens chaotisches Heim einzukehren.
Statt etwas zu essen hätte Hagen natürlich auch schon in die Reinigung gehen können, aber bis er wieder da wäre, hätte Putin längst das Granulat gefressen, es ausgekotzt und wieder gefressen.
Irgendwo im Schrank waren doch noch Instantnudeln, nur wo. Endlich fand Hagen sie, machte den Wasserkocher an, und wartete einen Moment.
Es schmeckte furchtbar, aber egal, Hagen stand unter Zeitdruck. Da waren immer noch die Ausscheidungen der Katzen in der Wohnung, die Klamotten in der Reinigung, und jetzt hatte er von Geschmacksverstärkern verseuchte Nudeln in der Fresse. Was für eine tolle Figur er doch abgab.
Als die Schüssel mit den Nudeln endlich leer war, konnte Hagen sich um das Granulat kümmern. Es hatte sich in graues schleimiges Püree verwandelt. Sah ein bisschen aus, wie die Stücke Hirn die nach einem Kopfschuss an der Wand kleben.
Wenigstens konnte man es mit Küchenpapier vernünftig entfernen.
Pisse und Kotze entfernt.
Check.
Klamotten aus der Reinigung?
Fehlanzeige.
Also endlich aufraffen, Jacke an, Schuhe zubinden, raus.
Wieder einmal musste Hagen durch dieses ekelhafte Treppenhaus. Die Wände waren von den Kindern überall bemalt, und im Erdgeschoss nisteten sich immer wieder Obdachlose ein, weshalb es auch im Treppenhaus immer nach Pisse stank. Und nicht nur nach Pisse, nach allem Möglichen. Es war einfach nur ekelhaft.
Endlich hatte Hagen die erlösende Türklinke in der Hand. Noch einmal einen Schritt zurück in die Sauerei, und nichts wie los ins Freie.
Den Würgereflex konnte er gerade unterdrücken. Es hatte wieder einmal extrem gestunken. So extrem wie schon lange nicht mehr. Manchmal dachte Hagen, vielleicht würden die Obdachlosen ja Leichen dort unter der Treppe verstecken, weshalb es dann hin und wieder mehr stank als sonst.
Hagen hatte sich zwar mit dem Gestank abgefunden, den er immer wieder in seiner Wohnung hatte, aber ihm waren die Hinterlassenschaften seiner Katzen doch lieber, als der Dreck, den die Penner im Treppenhaus machten.
Jetzt aber nichts wie los zur Reinigung.
Hagen lief die Straße entlang, bis zur nächsten S-Bahnhaltestelle. Ein Ort, der ihn fast so sehr ekelte, wie das Treppenhaus. Nicht weil es stank, sondern weil sich die Jugendlich aus dem Stadtviertel dort versammelten, sobald die Dämmerung anbrach. Die Haltestelle wurde dann zu einem Fußbad aus Rotze, und aus mindestens drei verschiedenen Handylautsprechern kam unterschiedliche Musik.
Doch tatsächlich hatte Hagen Glück. Er kam kurz vor der S-Bahn an, und musste sich nicht länger als nötig zwischen den ganzen Vollidioten aufhalten.
Die Fahrt mit der S-Bahn verlief unspektakulär. Wenigstens hatte hier jeder der Musik wollte, Kopfhörer in oder auf den Ohren.
Schon zwei Stationen weiter musste Hagen aussteigen. Direkt nach dem er aus der Bahn raus war, bat er eine junge Frau um eine Zigarette. Sie willigte ein, er steckte sich die Kippe in den Mund, bekam Feuer und verabschiedete sich.
Hübsches Ding dachte Hagen.
Doch er hatte schon eine Verabredung für diesen Abend. Deshalb musste er auch endlich in der Reinigung ankommen. Er wollte zu ihr.
Und endlich kam er an. Er nahm seine Hemden, gab der Frau hinter dem Tresen das Geld und verschwand zur Tür hinaus. Jetzt zurück zur S-Bahn.
Dort angekommen sah er, dass die junge Frau noch immer am Bahnsteig stand. Hagen lächelte ihr zu. Sie nickte und kam auf ihn zu.
„Wo willst du denn mit den Hemden hin? Hast du etwa heute noch was vor?“
>Na klasse, eine Nutte< dachte er.
„Ja, das habe ich tatsächlich.“ antwortete Hagen, sogar wahrheitsgemäß.
„Das ist schade, ich hätte mich über Gesellschaft gefreut.“
Sie grinste ihn an, drehte sich um und ging.
Und da kam auch schon die nächste Bahn.
Hagen stieg ein, setzte sich direkt neben die Tür und lehnte sich zurück.
Die Bahn fuhr los.
Hagen wurde ein wenig hin und her geschüttelt. Nichts ungewöhnliches.
Doch vor der letzten Haltestelle passierte es.
Ein Rumms. Quietschende Bremsen. Stillstand.
Hagen hatte eine grobe Ahnung was passiert war. Irgend jemand hatte sein Leben beendet und sich vor die Bahn geworfen. Ausgerechnet seine Bahn.
Es dauerte nicht lange, bis das passende Personal anwesend war und die Fahrgäste aus dem Zug holte. Auch Hagen stieg aus. Er sah zur Zugspitze, wo schon die ersten Arbeiter dabei waren die Leiche, oder das was von ihr übrig war zu bergen.
Und Hagen schaffte es, die Leiche zu sehen.
>Fuck.<
Es war Hagens Date.
>Und die Kleine vom Bahnhof kann ich jetzt auch vergessen...<



Montag, 8. Juni 2015
Weil ihn niemand vermisst
Sebastian war schon immer seltsam gewesen. Es war nicht so, dass er abstoßend oder ekelhaft war, er war nur anders. Eigenartig.
Er war eben einer von diesen Jungs, mit denen die anderen Kinder nicht spielen durften.
Sebastian hatte glattes schwarzes Haar, stahlblaue Augen und war schon immer recht groß und dünn gewesen. Er fing früh an, sich für Frösche, Lurche, Spinnen und Schnecken zu interessieren. Auch andere Krabbeltiere mochte er, doch waren sie ihm am liebsten, wenn sie weich, schleimig oder achtbeinig waren.
Mit dreizehn bemerkte er, dass er beim Anblick sich paarender Frösche eine Erektion bekam. Er saß stundenlang am Gartenteich, und sah ihnen dabei zu, wie sie sich übereinander hermachten, wie sie zu einem großen Glibberhaufen wurden. Und wenn die Weibchen ihren Laich ins Wasser ließen, kam es ihm.
So passierte es dann irgendwann, dass er sich einen der Frösche schnappte, seine Hose öffnete, seinen Schwanz herausholte und ihn dem Frosch ins Maul steckte. Als sein Schwanz erigierte, sah er wie der Frosch gedehnt wurde. Als Sebastian dann schließlich kam, platzte der Frosch.
Ja, Sebastian war wirklich seltsam.
Nach diesem Ereignis kam es nun öfter vor, dass Sebastian Frösche platzen ließ. Solange, bis seine Mutter am Teich die Reste von Blut, Innereien und Sebastians Ejakulat fand.
Sebastian bekam nicht nur eine gewaltige Tracht Prügel, nein, seine Mutter nähte auch noch Handschuhe an seine Bettdecke, in welche er jede Nacht seine Hände stecken durfte, und sein Vater vertrieb die Frösche aus dem Teich, und ließ diesen zubetonieren.
Sebastian durfte nun auch nicht mehr alleine unter die Dusche oder in die Badewanne. Er wurde fortan von seiner älteren Schwester Marlene begleitet.
Es vergingen einige Jahre, und Sebastian wurde siebzehn. Er hatte auch endlich eine längere Beziehung, und schien auch weniger seltsam. Er war immer noch groß und dünn, noch sein Gesicht war weicher geworden.
Und die Geschichte mit den Fröschen erwähnte auch niemand mehr. Wieso sollte es auch jemand tun, denn schließlich hatte er jetzt Jule, mit der er es so richtig treiben konnte.
Und wie sie es trieben. Es gab kaum eine Stellung, die sie nicht schon einmal ausprobiert hatten. Doch als Jule es Sebastian das erste Mal mit dem Mund besorgte, kamen ihm wieder die Bilder von Fröschen in den Kopf. Er dachte wieder daran, wie die Frösche schon gedehnt wurden, wenn sein Schwanz in ihnen hart wurde, und war zufrieden, als das bei Jule nicht so war. Sie lutschte und leckte einfach weiter. Und auch wenn er kam, ging es einfach weiter.
Schade nur für Jule, dass Sebastian seit dem nicht mehr richtig ficken wollte. Er wollte nur noch ihren Mund. Natürlich fickte er sie auch noch, aber nur noch selten. Und nachdem Jule der festen Überzeugung war, von seinem Sperma zwei Kilo zugenommen zu haben, verließ sie ihn.
Da stand Sebastian nun. Siebzehn. Ohne Jule. Ohne Frösche.

Ungefähr einen Monat, nachdem Jule Sebastian verlassen hatte, bekam Marlene einen Sohn, den kleinen Felix. Die ganze Familie war aus dem Häuschen, und wieder rückten Sebastians Geschichten weiter in den Hintergrund.
Bald waren alle damit beschäftigt, sich um Felix zu kümmern, denn bald stellte sich heraus, dass Felix eine Entwicklungsverzögerung hatte.
Sebastian nutzte den Trubel, und suchte sich einen Job im Supermarkt zwei Straßen weiter, und eine eigene Wohnung. Irgendwie waren seine Eltern auch froh, Sebastian los zu sein.
Und auch Sebastian war froh. Er hatte zwar keinen Garten oder Teich, aber er konnte sich ungestört ein großes Aquarium in sein Wohnzimmer stellen.
Am Wochenende fuhr Sebastian zu einem kleinen See in der Nähe der Stadt, fischte einige Kaulquappen heraus, und setzte sie in den Glaskasten.
Als aus den kleinen schwarzen Kügelchen Frösche geworden waren, ging es wieder los. Fast jeden Tag platzte ein Frosch in Sebastians Badewanne.

Es vergingen einige Jahre, und die Leben unzähliger Frösche, bis Sebastians Familie, seiner Schwester insbesondere, Felix langsam zur Last wurde. Die Probleme, die ihm, und besonders Marlene, seine doch sehr langsame Entwicklung machten, sorgten nicht selten für erhebliches Chaos. Besonders schwierig wurde es, wenn Marlene und Felix bei Marlenes Eltern waren, die sich nun, da die Kinder ja beide aus dem Haus waren, gleich drei Katzen angeschafft hatten. Felix hatte besondere Freude daran, sich soviel wie möglich von einem Katzenschwanz in den Mund zu stecken und daran ausgiebig zu nuckeln.
Als Sebastian einmal da bei war, sah er sehr fasziniert zu, wie Felix sich das Gesicht zerkratzen, und Aladin der Kater, sich den Schwanz saugen ließ.
Und sofort hatten alle aus der Familie nur noch ein Bild vor Augen: Frösche.
Doch es kam, wie es kommen musste. Eines abends stand Marlene mit Felix vor Sebastians Tür. Sie kamen herein, und sofort fiel Marlene das Aquarium auf.
„Lass die Frösche in Ruhe. Ich geb' dir Felix.“
Stille.
Hatte Marlene das gerade wirklich gesagt?
„Warum sollte ich Felix hier haben wollen?“
„Weil ihn niemand vermisst.“
Sebastian sah Marlene fassungslos an. Er wusste zwar, wie gerne Felix an den Schwänzen der Katzen saugte, aber wollte er den Sohn seiner Schwester zwischen seinen Beinen haben?
Scheiße man, ja!

Und das war leider auch das traurige Ende von Sebastian, Felix und Marlene. Denn Felix liegt nun mit Handschellen in einem Bett auf Sebastians Dachboden, und Sebastian lässt ihn jeden Tag zum Frosch werden.



Samstag, 6. Juni 2015
Das Haus der Blutegel
Schon lange stand das alte Haus am Waldrand leer. Wenn der Mond durch die Fenster schien, warf sein Licht die Schatten der Fensterkreuze als umgedrehte Kreuze neben den Eingang des Hauses. Viele fürchteten das Haus, und manch einer berichtete, dass des nachts Nebel um das Haus waberte, welcher nach Blut roch.

Anna hatte nie an diese Geschichten geglaubt. Sie sah am Waldrand immer nur eins, ein altes, verlassenes Haus. Sie hatte nie verstanden, warum so viele Menschen einen großen Bogen um das Haus machten, und auch nur selten darüber
redeten.

So beschloss Anna, als der nächste Vollmond kam, würde sie in das Haus gehen, um selbst zu sehen, was es mit dem Haus auf sich hatte.

Als die Nacht hereinbrach, schlich sich Anna aus dem Haus und ging zum Wald. Wie es erzählt wurde, lagen zwei umgekehrte Kreuze auf dem Boden. Anna atmete
tief ein. Es roch nach Blut. Doch Anna ging weiter auf das Haus zu, und schritt durch die Tür. Der Mond hüllte das Haus auch innen in einen silbrigen Schein.

Anna schritt durch die Zimmer. An den Wänden hingen leere Bilderrahmen, verziert von Spinnenweben. Sie höte ein Geräusch, wie ein Gurgeln oder Blubbern. Sie sah sich um, und fand den Weg in die Küche. Das Geräusch wurde lauter.

Anna sah in die Spüle. Aus dem Abfluss krochen unmengen von Blutegeln, die sich
über die Arbeitsplatte verteilten. Erschrocken drehte sie sich um. Auch der Boden
war voll mit den Tieren. Selbst unter ihren Füßen waren sie.

Dann spürte sie etwas auf ihrem Kopf. Sie sah nach oben, und auch durch die Decke fielen Blutegel. Mehr und mehr. Sie krochen auf Anna zu, in ihre Schuhe, an ihren Beinen hoch.

Anan wollte schreien, doch auch ihr Mund war plötzlich gefüllt mit schleimigen, kleinen Dingern. Ihr wurde schwarz vor Augen, dann fiel sie zu Boden.

Als die Sonne am morgen in das Haus schien, war es leer.