Kennst du dieses Gefühl, dieses eine Mädchen zu treffen, und es stimmt einfach alles? Ja, kennst du es? Von mir aus kann es auch der eine Junge sein.
Dann kennst du diesen Zustand, dieses Ding in deinem Kopf, das die Logik ausschaltet und dich nur an diese eine Person denken lässt. Es lässt jede Faser deines Körpers schreien, macht dich hilflos. Ja, ich denke das kennst du.
Spinnen wir das ganze doch einmal ein wenig weiter. Du siehst sie wieder. Du unterhältst dich mit ihr, und es wunderbar. Ihr trinkt zusammen, ihr lacht zusammen. Dann küsst ihr euch. Ihr schließt die Augen, und das Feuerwerk geht los. Dann trinkt ihr weiter, doch die Verbindung eurer Lippen hat sich eigentlich gar nicht richtig gelöst. Also küsst ihr euch wieder. Bunte Scheinwerfer gehen an, die normalen Lampen aus. Musik. Ihr trinkt eure Drinks aus. Schnell oder langsam, egal. Vielleicht küsst ihr euch, dann vielleicht noch einmal.
"Lass uns tanzen." schlägt sie vor.
Natürlich willigst du ein. Das Ding in deinem Kopf hat dir schließlich all die Zeit diktiert, dass du in ihrer Nähe sein willst. Warum also zuwider handeln? Richtig, es gibt keinen Grund.
Also geht ihr tanzen. Ihr tanzt und tanzt und tanzt. Es wird warm, ihr geht noch mal einen Drink holen. Diesmal kein Bier, nein, es muss schon mindestens ein Cocktail sein. Schließlich soll der Abend doch etwas besonderes werden. Und wäre er das, ohne einen gewissen Pegel? Natürlich, aber wer denkt in so einer Situation schon daran.
Drink leer, weiter tanzen. Dieses schneller. Verbundener. Intimer. Eure Körper sind voller Lust und Alkohol. Und natürlich die Euphorie des Verliebtseins. Also lass uns mal schnell diese Spannung loswerden.
Ihr tanzt euch in Extase. Ihr küsst euch jetzt nicht mehr, jetzt wird sich gefressen. Zunge ist doch das Mindeste jetzt. Schmeckt noch einmal den letzten Drink. Sehr gut.
Aber da lässt sich doch noch was machen.
Ihr umklammert euch, drückt euch aneinander. Spürt den Herzschlaf des anderen. Oh ja, ihr seid wahrlich auf dem Weg in den Himmel.
Dann schnappt sie deinen Arm, zerrt dich hinaus in die Nacht. Du wirst an die nächste Hauswand gedrückt. Hände fahren dir unter dein Hemd und krallen sich in deine Brust. Das kannst du auch. Also Hände unter ihr Top, und die Nägel in den Rücken. Das heizt die Stimmung auf. Wunderbar.
Doch ihr seid euch noch nicht nah genug. Und das merkt sie.
Die Hand löst sich von deiner Brust, wandert über deinen Bauch, an deinem Gürtel vorbei. Genau da wolltest du sie haben. Doch bevor sie anfangen kann, sich über deinen Schwanz herzumachen, hast du ihr schon den BH aufgemacht und das Top herunter gerissen. Was für ein Gentleman du doch bist. Aber jetzt ist alles egal.
Sie reißt dir die Hose herunter, hebt ihr Röckchen und dreht dir den Rücken zu. Freistoß.
Ja, das kennst du alles? Man bist du ein glücklicher Bastard.
Anmerkung: Der folgende Text ist auch vertont auf YouTube zu finden, unter
https://youtu.be/xM_Z9k3hezU
Da saßen wir nun. Gelangweilt. Trinkend. Rauchend.
Wir waren zu dritt, und vollgedröhnt mit irgendwelchen synthetischen Stoffen. Wir sprachen kaum ein Wort, und starrten die meiste Zeit in den sich füllenden Aschenbecher oder in unsere Drinks. Bevor wir herkamen, haben wir unsere Zeit in irgendeinem unsinnigen Kinofilm verschwendet. Auch wenn wir unsere Zeit nun nicht produktiver nutzten.
Ich trank mein Bier und bestellte mir ein neues und einen doppelten Whiskey. Die Kellnerin kam auf ihren Absatzschuhen zu uns, nahm mein Glas und registrierte meine Bestellung. Sie stank widerlich nach irgendeinem Parfum. Sie fragte die anderen Beiden, ob sie auch noch etwas wollten, doch beide schüttelten den Kopf. Sie ging wieder und hinterließ nur ihren widerlichen Gestank.
„Wir wollten uns nicht besaufen.“
„Ich besaufe mich auch nicht.“
Die Kellnerin kam wieder und stellte mir meine Drinks vor die Nase. Ich legte ihr das Geld auf ihr versifftes Tablett und schüttete den Whiskey herunter. Sie stieß einen empörten Laut aus und tippelte wieder davon.
„Die blöde Kuh stinkt.“ sagte ich.
„Mag sein.“
Ich nahm einen Schluck von meinem Bier.
„Und hässlich ist sie auch noch.“
„Was interessiert dich die Kellnerin? Wir sind so oder so in einer Stunde hier weg.“
Er hatte recht. Und trotzdem pisste mich dieses Weib an.
Ich griff in meine Hosentasche und holte eine Packung Tabak heraus. Ich öffnete sie, nahm die Packung Zigarettenblättchen heraus und begann mir eine Zigarette zu drehen. Dann steckte ich den Tabak mit samt den Blättchen wieder in meine Tasche und die Zigarette in meinen Mund. Ich nahm den Kerzenständer, der auf dem Tisch stand und zündete mir die Zigarette an. Ich nahm einen tiefen Zug und pustete den Rauch um die Kerze.
Ich sah die Beiden an, wie sie da vor mir saßen.
„Ich hab Hunger.“
„Dann bestell' dir was.“
„Und dann kommt diese Nebelkrähe wieder an.“
„Ich hab dir doch gesagt dass wir sowieso gleich weg sind. Also wenn du noch was essen willst, mach es jetzt.“
Ich signalisierte der Kellnerin, dass sie herkommen soll.
„Was soll es sein, noch ein Whiskey?“
„Nein. Was habt ihr noch zu fressen hier?“
„Es ist gleich zwei, außer Pommes haben wir nichts mehr.“
„Dann bring mir drei Portionen. Wollt ihr auch noch was?“
Ich blickte die Beiden an.
„Ich nicht.“
„Ich auch nicht.“
Ich sah in die Kerze.
„Dann also dreimal Pommes.“
„Mit -“
„Mach hin und quatsch nicht.“
Sie nahm das leere Whiskeyglas, und ging.
„Hat dir irgendjemand was getan?“
„Nein, aber ich hab doch gesagt, dass mich dieses stinkende Weib anpisst.“
„Wenn du gegessen, hast gehen wir.“
„Gut.“
Ich rauchte zu ende und warf den Rest der Zigarette zu den anderen auf den mittlerweile überfüllten Aschenbecher.
Als ich mein Bier ausgetrunken hatte, kam endlich mein Essen.
„Bitteschön.“
Ohne zu antworten nahm ich mir die Gabel und fing an, mir die fettigen Stäbchen in den Mund zu schieben.
„Du erstickst noch.“
„Quatsch.“
Es dauerte nicht allzu lange, bis die Teller leer waren.
„Na los, verschwinden wir.“
Wir standen auf, gingen eine kurze Treppe hinaus und verschwanden durch die Tür.
„Und was machen wir nun?“
„Nun kommst du mit.“
Die Beiden packten mich unter den Armen und schleppten mich mit. Ich wusste, dass es sinnlos war um Hilfe zu schreien. In dieser Stadt würde es sowieso niemanden interessieren. Außerdem wollte ich wissen was sie mit mir vorhatten.
„Und Jungs, was habt ihr jetzt mit mir vor?“
„Du gehst uns auf den Sack, also werden wir dich los.“
Das genügte mir als Antwort. Ich blickte mich um und sah wo sie mich hinbrachten. Vor uns waren die Bahnschienen. Deshalb wollten sie auch um drei aus der Kneipe sein, um den Zug um halb vier zu erwischen.
„Tut mir leid Jungs, dass kann ich nicht zulassen.“
Ich trat beiden so schnell es ging in die Kniekehlen. Fast gleichzeitig sackten sie zusammen. Nun hatte ich meine Arme wieder frei, und schlug beiden mit dem Ellenbogen auf den Hinterkopf. Da lagen sie nun, diese Verräter. Bis zu den Schienen war es nicht mehr weit.
Ich schleifte sie nacheinander auf die Schienen, und setzte mich daneben. Es war zwanzig nach drei. Ich wartete.
Dann sah ich das Licht. Es war der Zug um halb vier.
Ich blieb sitzen.
In das Licht lächelnd blieb ich sitzen.
Stillstand. Tod.
Jakob stand da. Er spürte, dass etwas in seiner Brust nicht stimmte. Irgend etwas war schwer geworden, und umschlang ihn gleichzeitig. So wie eine Schlange eine Ratte in ihrem Würgegriff hält, so wand sich auch etwas um Jakobs Brust.
Jakob öffnete den obersten Knopf seines Hemdes, dann den Zweiten, den Dritten und so weiter. Er sah auf seine Brust, blickte auf das Loch in selbiger und lauschte. Aus seinem Brustkorb drang ein leises Ticken.
Tick. Tack. Klick. Klack.
Wenn man ganz genau hinhörte, konnte man wahrnehmen, wie die Pausen immer länger wurden.
Jakob wusste was ihm fehlte, und er wusste auch, dass er sterben musste, wenn er es nicht bekam.
Jakob ging aus dem Haus. Raus auf die Straße, nach links, an der Bushaltestelle und dem Pornokino vorbei. Wieder nach links.
Seine Schritte wurden schneller, das Ticken mit Mal zu Mal langsamer. Er brauchte es dringend.
Es waren nur noch ein paar Meter bis zur Bar. Er konnte die Musik schon hören, sogar den Bass schon spüren. Dass die Bullen nicht ständig dort auftauchten, weil sie wegen Lärmbelästigung gerufen wurden, war ein Wunder.
Endlich. Jakob stand zwischen den rauchenden und kiffenden Affen, die vor der Bar standen. Er blickte sich um. Nur abgewrackte Typen mit flaumigen Vollbärten und blondierte Silikonmiezen mit Oberlippenpiercings. Nichts für ihn dabei. Also nichts wie rein.
Es duftete nach Cocktails, Parfum und synthetischen Drogen. Wie vertraut dies doch war. Jakobs Blick ging durch den Raum. Erst an der Theke vorbei, dann über die Tische und Bänke, und zu guter Letzt über den Dancefloor. Auch wenn dieser nur eine kleine freie Stelle Parkett war. Irgend welche Tussen rekelten sich dort immer. Doch nach denen suchte Jakob nicht. Er wollte keine schnelle Nummer auf der Bartoilette. Er wollte etwas längeres. Etwas festes. Zumindest wollte er es so herüberbringen.
Doch noch war nichts los. Niemand passte in sein Bild. Wie schon vor der Tür fast nur Silikonmiezen, die schon anderen Typen an den Ohren knabberten.
Jakob machte sich auf zur Theke. Er bestellte sich ein Bier, und blickte stumm in den Aschenbecher vor ihm. Sein Bier kam, er nahm einen Schluck, stellte es wieder ab und sah weiter in den Aschenbecher.
Er konnte noch ein wenig auf die nächste Traumfrau warten.
Das erste Bier war leer, das Zweite kam. Man kannte ihn schließlich.
Noch einmal wanderte der Blick durch den Raum. Vorbei an Silikonmiezen, wieder zum Dancefloor. Und tatsächlich, da stand sie.
Schwarzhaarig. Hohe Absatzschuhe. Latexkleid.
Sein Blick blieb an ihr kleben, wie Obstfliegen an Klebestreifen in der Küche.
Langsam stand er auf. Und noch langsamer waren seine Schritte in Richtung Latexlady.
Es waren nur noch wenige Schritte zu ihr, und da bemerkte sie ihn.
„Hey.“ sagte sie, und zwinkerte ihm zu.
Jakob nickte kurz, und bot ihr dann seine Hand an.
Grinsend nahm sie das Angebot an. Und so tanzten sie. Tanzten sich um den Verstand. Sie merkten nicht, wie die Bar um sie leer wurde, wie sie sich wieder füllte, und auch nicht, wie die Sonne längst verschwunden war und die Sterne ihren Platz am Himmel eingenommen hatten.
„Gehen wir zu mir.“ flüsterte Jakob irgendwann, als ihn das Ticken in seiner Brust wieder in die Realität zurückholten.
Hand in Hand eilten sie aus der Bar. Vorbei an flaumigen Vollbärten, vorbei an blondierten Silikonmiezen. An der nächsten Kreuzung rechts. Vorbei am Pornokino, vorbei an der Bushaltestelle.
Endlich. Der Türgriff wurde schnell herumgedreht, die Tür aufgerissen, Latexlady hereingelassen. Tür zu.
Noch bevor sie die erste Treppenstufe erreichten, riss sie ihm sein Hemd vom Körper und fiel mit ihren Lippen über seine Brust her. Sein Kopf fiel vor Erregung nach hinten, seine Augen rollten in ihren Höhlen.
Dann schreckte sie kurz zurück. Die hatte das Loch in seiner Brust entdeckt.
„Was ist das?“
„Komm mit ins Schlafzimmer, dann zeig ich es dir.“
Sie griff seine Hand und sie rannten nach oben.
Im Schlafzimmer ging es weiter. Zu zweit pellten sie sich aus Latexkleid und Hose. Sie warf ihn aufs Bett, küsste ihn zwischen die Beine, nahm was sich dort befand, und ließ sich lustvoll auf ihm nieder.
So weit wollte er eigentlich nicht gehen. Das Ticken war mittlerweile sehr langsam geworden.
„Liebst du mich?“ fragte Jakob lüstern.
„Ich liebe dich!“ schrie sie ihm entgegen.
Das reichte ihm.
Er griff in den Schrank neben seinem Bett und holte einen Schlüssel heraus.
„Was machst du da?“ stöhnte sie.
„Du wolltest doch wissen, wofür das Loch in meiner Brust ist.“
Sie nickte.
Dann ließ er den Schlüssel in das Loch gleiten, und drehte ihn um. Seine Brust öffnete sich. Darunter befanden sich Zahnräder und Zylinder.
Und dort, wo sein Herz hätte sein sollen, saß ein kleiner, durchsichtiger Kolben. Ein wenig rote Flüssigkeit.
Sie sprang auf, schrie, doch bevor sie zur Tür herauskonnte, packte Jakob sie am Arm. Er presste sie mit dem Rücken an die Wand.
Dann holte er aus. Sie schrie, und seine Hand verschwand in ihrer Brust. Blut quoll ihr aus dem Mund. Schreien war nun unmöglich.
Im nächsten Moment hatte Jakob ihr Herz in der Hand, und presste ihr Blut in den Kolben in seiner Brust. Dieser färbte sich sofort rot.
Während die Latexlady leblos zu Boden sank, hörte Jakob, wie das Ticken wieder schneller wurde, und ich dann in ein Surren verwandelte.
Es konnte wieder weitergehen.