Sonntag, 19. März 2017
Hauptspeise: Einsamkeit und Apfelkuchen
Regentropfen fielen auf den dunklen Asphalt. So wie Regentropfen es nun einmal tun, wenn sie auf nichts Anderes fallen können, als Asphalt, um sich dort zu Pfützen zu sammeln oder in den Rinnstein zu fließen um im nächsten Gulli ihr Ende zu finden. Es war insgesamt ein sehr grauer Tag. Sie Wolkendecke war an einigen Stellen fast schwarz und der Regen wollte nicht aufhören zu fallen.
Doch genau durch dieses Grau musste David hindurch. Er war zum Essen verabredet und ausgerechnet jetzt musste es regnen, als stände die Sintflut bevor. Aber David wusste nicht, wie nahe die Sintflut in Wirklichkeit war und so ging er weiter seinen Weg durch die endlose Zahl der Tropfen.
In einem Café an einer Straßenecke sollte Julia auf David warten, bei einer Tasse Chai und einem Stück Apfelkuchen. Bis dahin hatte David aber noch einen langen Weg vor sich, einen langen Weg durch viele Regentropfen.
Er hatte überlegt einen Schirm mitzunehmen, aber als David das Haus verlassen hatte, waren es nur wenige Tropfen, die vom Himmel fielen. Zu Davids Stimmung passten die fallenden Tropfen jedoch sehr gut, denn es fühlte sich in ihm an, wie ein starker Regen, der aus seiner Seele durch sein Herz bis in seine Füße fiel.
David hatte Julia lange nicht gesehen und eigentlich war er froh darüber, sie wiederzusehen, aber er wusste nicht, wie er das plötzliche Treffen zu verstehen hatte. Und ob sie überhaupt da sein würde wusste David auch nicht. Julia war eine katzengleiche, schöne Frau, mit der David eine lange und wundervolle Zeit verbracht hatte. Höher geflogen war er noch nie mit jemandem, nie war er so euphorisch wie mit Julia.
Eines Morgens wachte David auf und wollte seinen Arm um Julia legen. Doch da, wo Julia liegen sollte, lag keine Julia, sondern nur eine gefaltete Decke und ein aufgeschütteltes Kissen. Im Rest der Wohnung fehlte jede Spur von ihr, selbst ihre Kleidung war verschwunden. Als David versucht hatte, Julia anzurufen, bekam er nur eine Ansage, die Nummer sei nicht vergeben. Von jetzt auf gleich gab es in Davids Leben keine Julia mehr.
Was David nicht verstehen konnte war, was Julia plötzlich von ihm wollte. Warum sie sich nach all der Zeit meldete und ob er erfahren würde, warum sie abgehauen ist.
Autofahrer drängten sich auf den Straßen zusammen fuhren dicht an dicht mit vollgeregneten Scheiben, fuhren dich am Bürgersteig vorbei und durch Pfützen hindurch. Durch Pfützen, neben denen David lief und das Wasser, welches von den Reifen aufgewühlt und durch die Luft geschleudert wurde, abbekam.
Sie kam also immer näher, die besagte Sintflut. Und immer näher kam David dem Café, in welches Julia ihn gerufen hatte. Das Café, in welchem er Julia zwar erwartete, aber nicht sicher sein konnte, ob sie schlussendlich auch dort sein würde.
Vielleicht hätte David die Nachricht ignorieren, vielleicht hätte er absagen sollen, um zu verhindern, dass er enttäuscht würde oder um zu testen, ob sie es wirklich ernst meinte. Doch er war einfach zur Tür hinausgegangen und war nun so nass wie ein Pudel, den man in den Atlantik geworfen hatte.
Als die Kanalisation der Stadt nicht mehr fähig war, die Wassermassen aufzunehmen und sich auf den Bürgersteigen Sturzbäche bildeten, erreichte David endlich sein Ziel. Besagtes Café war ihm nur zu gut bekannt, denn hier hatte er einige Stunden mit Julia verbracht. Oft waren sie hergekommen, hatten Apfelkuchen gegessen und gelacht, während sie verliebte Blicke durch den Raum und zu einander warfen.
Nun sollte Julia wieder hier sein. Sie hatte ihn an den Tisch gerufen, an dem die beiden sonst immer gesessen hatten.
Er strich sich den Regen aus dem Gesicht und sah sich um. Dort wo Julia sitzen sollte, saß keine Julia. Wie auch keine Julia im Bett gelegen hatte, wo eine Julia hätte liegen sollen. Auf dem Tisch stand nur eine Tasse Chai und ein Teller mit einem Stück Apfelkuchen. Daneben ein Brief, adressiert an David.

Hey David,
es ist lange her dass wir uns gesehen haben, und noch länger dass wir miteinander gesprochen haben. Das hätte ich gerne heute getan. Doch es hat sich falsch angefühlt, an unserem alten Tisch zu sitzen. Es tut mir leid dass ich dich wieder alleine gelassen habe. Eines Tages werden wir uns sehen. Lass dir den Kuchen schmecken, ich weiß, dass du ihn magst.
In Liebe, Julia.
David wusste nicht, was er denken sollte. Umsonst war er durch den Strom wütenden Regens gelaufen, hatte sich von Autos bespritzen lassen, in der Hoffnung, endlich Antworten zu bekommen. Doch Fehlanzeige. Keine Julia, keine Antworten. Nur eine Tasse Chai und ein Stück Apfelkuchen.
Und so aß David, während draußen das Wasser stieg und die Tür des Cafés verschloss.



Samstag, 30. April 2016
Bitte schießen Sie mir in den Kopf
Bitte schießen Sie mir in den Kopf.
Ziehen Sie einfach Ihre Waffe. So schwer ist es nicht. Ich habe das schon oft gemacht, und jetzt möchte ich dass Sie mir in den Kopf schießen. Sie müssen nur zum Laden den Schlitten zurückziehen, entsichern, die Waffe auf meinen Kopf richten und abdrücken.
Aus dem Lauf wird eine Kugel mit einem Durchmesser von neun Millimetern schießen und sich in mein Gehirn bohren. Dort wird sie stecken bleiben oder mit einem Teil dieses lebenswichtigen Organs wieder aus meinem Schädel heraustreten.
Sie fragen sich, warum ich es nicht selbst tue? Ich kann Ihnen versichern, es hat nichts mit einer christlichen Moral zu tun. Im Gegenteil, ich sehe den Freitod als legitimes Mittel sich von den weltlichen Ketten und Lasten zu befreien, und ich habe Respekt vor jedem der diesen Schritt schafft. Doch habe ich einfach keine Möglichkeit gefunden, mir selbst das Leben zu nehmen. Natürlich gibt es da viele, doch finde ich, muss der Weg ins Jenseits zu einem selbst passen. Und ich bin eben der Meinung, aufhängen, das Durchtrennen der Pulsadern oder der Sturz in den Tod von einer Brücke, vor ein Auto oder einen Zug, tut dies eben nicht.
Sie mögen mich für verrückt halten, doch ich versichere Ihnen, ich habe nie klarer gesehen als jetzt. Und ich bitte Sie noch einmal,
schießen Sie mir in den Kopf.



Donnerstag, 28. Januar 2016
Teil 1: Bloodyaculat
Blut an ihren Händen, Armen und Beinen. Die Stricke schnitten ihr ins Fleisch und wurden zu Sägeblättern. Bunte Farben tanzen vor ihren Augen wie Tiefseefische oder Leuchtkäfer, und entführten sie in eine Welt, weit weit weg. Es gab nur das Leuchten, das Pulsieren und den Schmerz.
Jenny hatte in ihrem Kopf alles erlebt. So oft, dass sie es selbst glaubte. In ihrem Kopf hatte sie Erfahrung mit Fesseln, Drogen, gewaltsamem Sex. In ihrem Kopf war sie die Bumsbraut Nummer eins.
So schoben die Drogen ihre erdachte Realität immer weiter voran, bis sie schließlich nicht mehr wusste, was real und was in ihrem Kopf war.
Tja kleine Jenny, so rächt sich das Leben. Plötzlich stehst du allein in einer Welt, in der dich niemand kennt, und die dich überrennt. Und die Welt um dich herum vergisst dich.
So kam Jenny irgendwann aus einer Bar spaziert, und wusste nicht, das ihr Abend erst angefangen hatte. Ihre Drinks gingen allesamt auf die Kappe irgendwelcher Typen, denen sie entweder direkt an der Theke einen runter holte, oder sie landete mit einem Schwanz im Mund kniend auf dem Boden der Toilette. Und je öfter sie kniete, umso mehr Alkohol floss ihren Hals hinunter, um sich in ihrem Magen mit dem Sperma von immer mehr Typen zu vermengen. Und je mehr Alkohol floss, umso öfter kniete sie.
Doch irgendwann war es genug Alkohol, irgendwann war es genug Sperma. Also hieß es: raus aus der Bar.
Und auf der Straße traf sie auf Lucian. Sie wollte gerade gegen eine Schaufensterscheibe kotzen, als er kam, und ihr die Haare zurückhielt.
Sie Suppe, welche sie aus sich heraus presste sah mehr als scheiße aus. Sie hatte die meiste Zeit Bloody Maries getrunken, und nun klebte rote Sauce an der Scheibe. Durchzogen von weißen Klumpen, die sich langsam ihren Weg zu Boden durch die Bloody Maries bahnten.
„Oh Kindchen, was hast du dir denn reingezogen? Zieh ja abgefahren aus.“
Jenny erbrach sich abermals.
„Das sieht ja aus, als hätte jemand Bolognese an die Wand geschmissen und drauf gewichst.“
Lucian sah näher hin.
„Scheiße, was hast du denn alles geschluckt? Du scheinst ja ein richtiger Nimmersatt zu sein. Hast du noch Platz?“
Jenny sah verstört zu ihm hoch, und während ihr die Kotze vom Kinn tropfte, nickte sie.
Lucian öffnete seine Hose, griff ihren Hinterkopf und presste seinen Schwanz in Jennys Mund. Er hatte noch keine Erektion, und so fing Jenny erneut an zu würgen, als sich Lucians hart werdender Schwanz seinen Weg in ihren Hals suchte.
„Na komm schon, zeig mal was du kannst.“
Jenny saß betrunken auf der Straße. Vor einem Schaufenster, in ihrer eigenen Kotze. Und jetzt hatte die den wohl möglich längsten Schwanz im Mund, den sie je gesehen hatte. Und trotz ihrer Betrunkenheit versuchte sie, ihren Job so gut es ging zu machen.
Lucian hielt sie weiterhin am Hinterkopf, und sah nur mit einem diabolischen Grinsen zu ihr hinab. Er lachte, sobald Jenny anfing zu würgen.
„Ich glaube, du brauchst noch ein wenig Hilfe.“
Lucian griff in seinen Tasche, zog seinen Schwanz aus Jennys Mund und legte etwas hinein. Sie schluckte es einfach herunter. Dann widmete sie sich wieder Lucian. Sein Grinsen wurde immer breiter.
Um Jenny herum versank alles. Es gab nichts mehr außer ihr und Lucian. Nichts mehr, als an diesem hart gewordenen Fleisch zu saugen und zu lecken. Alles andere war unwichtig. Erloschen.
Dann ergoss er sich in ihr. Sie hatte das Gefühl, dass alles was sie an die Schaufensterscheibe gespuckt hatte nun wieder in ihren Magen wanderte. Kaum hatte sie es geschluckt, spürte sie einen Schlag ins Gesicht.
Schwarz.