Mittwoch, 27. Mai 2015
Rauch und Whiskey
Anmerkung: Der folgende Text ist auch vertont auf YouTube zu finden, unter https://youtu.be/xM_Z9k3hezU

Da saßen wir nun. Gelangweilt. Trinkend. Rauchend.
Wir waren zu dritt, und vollgedröhnt mit irgendwelchen synthetischen Stoffen. Wir sprachen kaum ein Wort, und starrten die meiste Zeit in den sich füllenden Aschenbecher oder in unsere Drinks. Bevor wir herkamen, haben wir unsere Zeit in irgendeinem unsinnigen Kinofilm verschwendet. Auch wenn wir unsere Zeit nun nicht produktiver nutzten.
Ich trank mein Bier und bestellte mir ein neues und einen doppelten Whiskey. Die Kellnerin kam auf ihren Absatzschuhen zu uns, nahm mein Glas und registrierte meine Bestellung. Sie stank widerlich nach irgendeinem Parfum. Sie fragte die anderen Beiden, ob sie auch noch etwas wollten, doch beide schüttelten den Kopf. Sie ging wieder und hinterließ nur ihren widerlichen Gestank.
„Wir wollten uns nicht besaufen.“
„Ich besaufe mich auch nicht.“
Die Kellnerin kam wieder und stellte mir meine Drinks vor die Nase. Ich legte ihr das Geld auf ihr versifftes Tablett und schüttete den Whiskey herunter. Sie stieß einen empörten Laut aus und tippelte wieder davon.
„Die blöde Kuh stinkt.“ sagte ich.
„Mag sein.“
Ich nahm einen Schluck von meinem Bier.
„Und hässlich ist sie auch noch.“
„Was interessiert dich die Kellnerin? Wir sind so oder so in einer Stunde hier weg.“
Er hatte recht. Und trotzdem pisste mich dieses Weib an.
Ich griff in meine Hosentasche und holte eine Packung Tabak heraus. Ich öffnete sie, nahm die Packung Zigarettenblättchen heraus und begann mir eine Zigarette zu drehen. Dann steckte ich den Tabak mit samt den Blättchen wieder in meine Tasche und die Zigarette in meinen Mund. Ich nahm den Kerzenständer, der auf dem Tisch stand und zündete mir die Zigarette an. Ich nahm einen tiefen Zug und pustete den Rauch um die Kerze.
Ich sah die Beiden an, wie sie da vor mir saßen.
„Ich hab Hunger.“
„Dann bestell' dir was.“
„Und dann kommt diese Nebelkrähe wieder an.“
„Ich hab dir doch gesagt dass wir sowieso gleich weg sind. Also wenn du noch was essen willst, mach es jetzt.“
Ich signalisierte der Kellnerin, dass sie herkommen soll.
„Was soll es sein, noch ein Whiskey?“
„Nein. Was habt ihr noch zu fressen hier?“
„Es ist gleich zwei, außer Pommes haben wir nichts mehr.“
„Dann bring mir drei Portionen. Wollt ihr auch noch was?“
Ich blickte die Beiden an.
„Ich nicht.“
„Ich auch nicht.“
Ich sah in die Kerze.
„Dann also dreimal Pommes.“
„Mit -“
„Mach hin und quatsch nicht.“
Sie nahm das leere Whiskeyglas, und ging.
„Hat dir irgendjemand was getan?“
„Nein, aber ich hab doch gesagt, dass mich dieses stinkende Weib anpisst.“
„Wenn du gegessen, hast gehen wir.“
„Gut.“
Ich rauchte zu ende und warf den Rest der Zigarette zu den anderen auf den mittlerweile überfüllten Aschenbecher.
Als ich mein Bier ausgetrunken hatte, kam endlich mein Essen.
„Bitteschön.“
Ohne zu antworten nahm ich mir die Gabel und fing an, mir die fettigen Stäbchen in den Mund zu schieben.
„Du erstickst noch.“
„Quatsch.“
Es dauerte nicht allzu lange, bis die Teller leer waren.
„Na los, verschwinden wir.“
Wir standen auf, gingen eine kurze Treppe hinaus und verschwanden durch die Tür.
„Und was machen wir nun?“
„Nun kommst du mit.“
Die Beiden packten mich unter den Armen und schleppten mich mit. Ich wusste, dass es sinnlos war um Hilfe zu schreien. In dieser Stadt würde es sowieso niemanden interessieren. Außerdem wollte ich wissen was sie mit mir vorhatten.
„Und Jungs, was habt ihr jetzt mit mir vor?“
„Du gehst uns auf den Sack, also werden wir dich los.“
Das genügte mir als Antwort. Ich blickte mich um und sah wo sie mich hinbrachten. Vor uns waren die Bahnschienen. Deshalb wollten sie auch um drei aus der Kneipe sein, um den Zug um halb vier zu erwischen.
„Tut mir leid Jungs, dass kann ich nicht zulassen.“
Ich trat beiden so schnell es ging in die Kniekehlen. Fast gleichzeitig sackten sie zusammen. Nun hatte ich meine Arme wieder frei, und schlug beiden mit dem Ellenbogen auf den Hinterkopf. Da lagen sie nun, diese Verräter. Bis zu den Schienen war es nicht mehr weit.
Ich schleifte sie nacheinander auf die Schienen, und setzte mich daneben. Es war zwanzig nach drei. Ich wartete.
Dann sah ich das Licht. Es war der Zug um halb vier.
Ich blieb sitzen.
In das Licht lächelnd blieb ich sitzen.